„Energieeffizienz ist der schlafende Riese im Kampf gegen steigende Kosten.“
— Daniel Yergin (US-Energieexperte)
Wer heute ein Pflegeheim betreibt, sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Personalmangel, steigende Sachkosten, regulatorische Vorgaben. Ein Thema jedoch rückt in den letzten Jahren immer stärker ins Zentrum der Kalkulation, die Energiepreise, insbesondere die Stromkosten.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um ein paar Prozent Schwankung in der Betriebskostenrechnung. Für viele Einrichtungen wird der Stromverbrauch zu einer ernstzunehmenden wirtschaftlichen Größe, die über die Zukunftsfähigkeit des Hauses mitentscheiden kann.
Warum Pflegeheime besonders betroffen sind
Pflegeeinrichtungen haben einen sehr speziellen Energiebedarf, der sich von dem privater Haushalte oder klassischer Gewerbeimmobilien deutlich unterscheidet. Der Grund: Der Stromverbrauch hängt unmittelbar mit der Versorgungsqualität und Sicherheit der Bewohner zusammen.
- Dauerbetrieb kritischer Systeme: Pflegebetten, Notrufsysteme, Infusionspumpen, Sauerstoffkonzentratoren, Überwachungsgeräte, all das läuft in vielen Fällen rund um die Uhr.
- Beleuchtung und Orientierung: In vielen Bereichen muss durchgängig eine gute Beleuchtung gewährleistet sein, sei es auf Fluren, in Aufenthaltsbereichen oder Bewohnerzimmern.
- Verpflegung und Wäsche: Großküchen, Spültechnik, Wäschereien, die Versorgung der Bewohner mit Mahlzeiten und sauberer Kleidung verursacht hohe Grundlasten.
- Klima und Luftqualität: Besonders seit der Pandemie sind viele Häuser auf Luftfilteranlagen, Klimageräte oder Be- und Entlüftungssysteme angewiesen, die ebenfalls kontinuierlich Energie verbrauchen.
- IT und Administration: Auch die fortschreitende Digitalisierung der Pflegedokumentation, der Kommunikation mit Kostenträgern und der Bewohnerverwaltung trägt ihren Teil zum Strombedarf bei.
Kurz gesagt: Pflegeheime gehören energetisch eher zu den Dauerverbrauchern als zu den klassischen Tag-Nacht-Schwankern.
Zahlen, die nachdenklich stimmen
Die Spannbreite ist natürlich von der Größe und Ausstattung abhängig, aber als grobe Orientierung: Ein durchschnittliches Pflegeheim mit 80 bis 100 Betten verbraucht jährlich schnell 400.000 bis 600.000 Kilowattstunden Strom.
Bei den aktuell gängigen Gewerbestromtarifen von 25 bis über 35 Cent pro Kilowattstunde (ohne Sonderkonditionen oder Eigenstromnutzung) bewegen sich die reinen Stromkosten dann schnell in einer Größenordnung von 120.000 bis 200.000 Euro pro Jahr, Tendenz steigend.
Damit ist der Stromverbrauch nach Personalkosten,Lebensmittel und Miete/Pacht einer der größten Kostenblöcke, den ein Heim selbst nur begrenzt beeinflussen kann. Preissprünge am Markt wirken sich unmittelbar auf die Liquidität aus. Gleichzeitig besteht kaum Spielraum, diese Kosten kurzfristig an Bewohner oder Kostenträger weiterzugeben.
Energieeffizienz als strategisches Managementthema
Lange Zeit wurden die Stromkosten in vielen Pflegeeinrichtungen eher verwaltet als aktiv gesteuert. Doch inzwischen zeichnet sich ein klarer Trend ab: Energieeffizienz rückt ins strategische Facility Management auf.
Mögliche Stellschrauben:
- Technische Energieberatung: Professionelle Gutachten helfen, Altanlagen zu identifizieren, die überproportional viel Energie verbrauchen.
- Modernisierung der Beleuchtung: Der Umstieg auf LED-Technik bringt oft Einsparungen von 50–70% beim Lichtstromverbrauch.
- Intelligente Steuerung: Präsenzmelder, Zeitschaltpläne und Sensorik verhindern unnötigen Betrieb von Lüftungen, Beleuchtungen und Klimageräten.
- Photovoltaik und Eigenstrom: Immer mehr Betreiber prüfen die Installation von Solaranlagen, um den Grundlaststrom teilweise selbst zu erzeugen. Gern auch in Kombination mit einem BHKW.
- Mitarbeiterschulung: Schon einfache Sensibilisierungsmaßnahmen helfen, unnötigen Energieverbrauch im Alltag zu reduzieren, etwa beim Einsatz von Geräten, der Lüftung oder Beleuchtung.
Fördermöglichkeiten nutzen
Die öffentliche Hand hat die besondere Betroffenheit von Pflegeeinrichtungen durchaus erkannt. Verschiedene Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene unterstützen Investitionen in energieeffiziente Technik und Gebäudesanierung, etwa über die KfW, BAFA oder Landesbanken. Allerdings ist die Antragstellung oft bürokratisch komplex, hier lohnt sich professionelle Begleitung.
Alternativen nutzen:
Trend ist, weg von den Energieversorgern mit ihren Pauschalverträgen, hin zu flexiblen Stromoptimierungen. Dazu gibt es Stromberatungen, die auf den täglich besten Stromwinkaif an der Strombörse spezialisiert sind.
Fazit: Stromkosten sind mehr als nur eine Nebensache
Die Zeiten, in denen Energie „einfach da war“, sind vorbei. Für Pflegeheime wird ein vorausschauendes Energiemanagement zunehmend zur Pflicht. Wer heute in moderne, effiziente Technik investiert, sich Fördermittel sichert und bewusst mit Ressourcen umgeht, verschafft sich nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern erhöht auch die Zukunftsfähigkeit der Einrichtung.
Denn am Ende gilt: Jeder Euro, der beim Strom gespart wird, kann an anderer Stelle wieder sinnvoll für die Pflegequalität eingesetzt werden.
Anmerkung:
„Die Energiewende in ihrer heutigen Form ist ein kostspieliger Irrweg, der uns teuer zu stehen kommt.“
— Hans-Werner Sinn
Das beste Energiemanagement bringt am Ende nichts, wenn die Energieerzeugung in Deutschland an Absurdität nicht zu toppen ist. Intelligenter Umgang am Ende der Kette ist ohne Wirkung, wenn am Anfang der Energiekette, bei der Erzeugung, Schildbürger das Sagen haben. Hier muss aus meiner Sicht dringend umgesteuert werden.
„Die Idee, gleichzeitig aus Kohle, Gas, Kernenergie und CO₂ auszusteigen und sich allein auf Sonne und Wind zu verlassen, ist eine energiepolitische Illusion, die weder sicher noch bezahlbar ist.“
— Hans-Werner Sinn
Wie das Bild zeigt, kann ich, auch für die Pflege, nur hoffen, dass mehr und mehr Menschen ein Licht aufgeht…