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Das Chaos ist die Evolution des Buisiness 3. Teil

Chaos, Führung und Autopoiesis: Wenn Ordnung aus dem Inneren wächst

In einer Welt, die von ständiger Veränderung, Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, geraten traditionelle Führungsmodelle zunehmend an ihre Grenzen. Der Ruf nach Agilität, Selbstorganisation und Resilienz wird lauter – doch wie kann Führung unter diesen Bedingungen überhaupt noch wirksam sein? Ein spannender Ansatz liegt in der Verbindung dreier Konzepte: Chaos, Führung und Autopoiesis.

Gerade bei zwei wesentlichen  Schwerpunken, der Generationen Z und Unternehmen in Not (von Insolvenz bedroht oder insolvent) hat dieser Ansatzgedanke eine Lösung parat.

Situation

Antiquierte Führungskarter richten nicht nur Teams zu grunde, sondern ganze Unternehmen. Sie setzen altes Führungswissen in jungen gesellschaftlichen- und unternehmerischen Situationslagen ein. Das führt, wie bereits oft von mir beschrieben, zu Eskalationsspiralen, die nur einen Ausgang kennen, den Untergang. An dieser Stelle braucht es Lösungen. Klare Ansätze, deutliche Anforderungen an Führung im 21. Jahrhundert.

Vom Mythos der Kontrolle

Klassische Führungsideale beruhen auf Planbarkeit, Steuerbarkeit und Kontrolle. Führungskraft bedeutet, Ziele zu setzen, Maßnahmen zu definieren, Fortschritte zu überwachen – und bei Abweichungen zu korrigieren. Doch dieses Modell greift zu kurz in einer Realität, die von chaotischen, nichtlinearen Prozessen geprägt ist. Märkte verändern sich sprunghaft, Kundenverhalten ist kaum vorhersehbar, und technologische Innovationen werfen ganze Geschäftsmodelle über den Haufen. Wer glaubt, diese Komplexität durch lineare Planung kontrollieren zu können, irrt.

Chaos als kreatives Prinzip

Chaos ist nicht das Gegenteil von Ordnung, sondern ein Zustand maximaler Möglichkeit. In der Chaostheorie wird deutlich: Selbst kleine Ursachen können große Wirkungen entfalten (Stichwort: Schmetterlingseffekt). Gleichzeitig zeigen chaotische Systeme emergente Strukturen – aus dem scheinbaren Durcheinander entstehen Muster, Dynamiken, neue Ordnungen. Chaos bedeutet also nicht Kontrollverlust, sondern die Abwesenheit zentraler Steuerung bei gleichzeitiger Selbstorganisation.

In Organisationen kann Chaos eine Quelle von Innovation und Wandel sein – vorausgesetzt, es wird nicht unterdrückt, sondern gestaltet. Hier beginnt die spannende Rolle der Führung.

Von der Freude des Gestalters…

Führung im Zeichen des Chaos

Führung in chaotischen Kontexten ist weniger „Kommandobrücke“ und mehr „Navigator“. Sie besteht darin, Räume zu schaffen, in denen selbstorganisierende Prozesse stattfinden können. Sie gibt Richtung, aber keine starren Vorgaben. Sie fördert Reflexion, Kommunikation und Lernen – und erkennt an, dass die Lösung nicht immer von oben kommt, sondern aus dem System selbst.

Ein zentrales Werkzeug dafür ist das Vertrauen in die Fähigkeit zur Autopoiesis – zur Selbststeuerung.

Autopoiesis: Leben aus sich selbst heraus

Der Begriff Autopoiesis stammt aus der Biologie, insbesondere aus den Arbeiten der chilenischen Biologen Humberto Maturana und Francisco Varela. Er bezeichnet die Fähigkeit lebender Systeme, sich selbst zu erzeugen, zu erhalten und zu erneuern. Autopoietische Systeme sind operativ geschlossen, aber strukturell gekoppelt mit ihrer Umwelt – sie reagieren auf Impulse, aber sie bestimmen selbst, wie sie darauf reagieren.

Überträgt man dieses Konzept auf soziale Systeme wie Teams oder Organisationen, wird klar: Sie sind nicht einfach steuerbare Maschinen, sondern lebendige, lernende Einheiten. Sie erzeugen ihre Strukturen, Bedeutungen und Entscheidungen selbst – in einem ständigen Prozess der Selbstreferenz.

Führung als Ermöglichung von Selbststeuerung

Was bedeutet das für Führung? Vor allem eines: Sie muss loslassen können. Nicht im Sinne von Beliebigkeit, sondern im Sinne von klugem Vertrauen in die kollektive Intelligenz des Systems. Führung wird zum Ermöglicher, Moderator, Kulturarchitekt. Sie sorgt für Sinn, Rahmen, Sicherheit und Feedback – ohne zu dirigieren. Sie akzeptiert, dass emergente Lösungen oft besser sind als geplante.

Dies erfordert ein hohes Maß an innerer Klarheit, Kommunikationsfähigkeit und Ambiguitätstoleranz. Führungskräfte müssen lernen, nicht auf jede Frage eine Antwort zu haben, sondern die richtigen Fragen zu stellen. Sie müssen lernen, Unsicherheit nicht zu bekämpfen, sondern produktiv zu nutzen.

Praxisbeispiel: Agile Teams

Agil arbeitende Teams zeigen, wie Autopoiesis in der Praxis funktionieren kann. Sie organisieren sich weitgehend selbst, übernehmen Verantwortung für ihre Prozesse und Ergebnisse, reflektieren regelmäßig ihre Arbeitsweise und passen sie an. Die Führungskraft wird zum Coach oder Facilitator – sie bietet Unterstützung, aber keine Kontrolle. Sie fördert Transparenz, Selbstreflexion und Teamlernen. So entsteht aus dem inneren System heraus eine resiliente, kreative Dynamik – auch im Angesicht äußerer Turbulenzen. Hierin liegt auch die Antwort auf die Frage, wie aus examinierten Pflegefachkräften, sogenannte Vorbehaltsfachkräfte werden.

Fazit: Zukunft braucht neue Führung

In einer chaotischen Welt braucht es keine stärkere Kontrolle, sondern stärkere Selbststeuerung. Autopoietische Systeme zeigen, dass lebendige Organisationen nicht von außen gelenkt, sondern von innen heraus entwickelt werden können. Führung hat dabei eine neue Rolle: Sie schafft die Bedingungen, unter denen Chaos nicht zur Gefahr, sondern zur Quelle von Entwicklung wird.

Der Mut zur Loslösung vom alten Steuerungsparadigma eröffnet neue Räume für kollektive Intelligenz, Sinnstiftung und echte Transformation. Chaos, richtig verstanden, ist keine Bedrohung – sondern ein kreativer Motor für eine neue, lebendige Form der Führung.

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