Von David Thiele
1,2 Millionen „Pflegemenschen“ ohne Lobby!
Na so etwas, jetzt ist die nächste Kammer am kippen und keiner regt sich auf oder klatscht. Wie auch immer, es ist an der Zeit, sich Gedanken über eine professionelle und zielführende Vertretung der rund 1,2 Millionen Beschäftigten in der Pflegebranche zu machen.
Nicht nur in der Pflege, auch in wichtigen politischen Fragen, ist die deutsche Meinung divers. So divers, dass politische Entscheider, entscheiden können was sie wollen, keinen interessiert es, keiner bekommt es groß mit, viele meckern aber ändern nichts. Das können wir übrigens alle ziemlich gut. Meckern aber nichts ändern. Das erlebe ich des Öfteren als Reaktion auf meine oder auch andere Posts, meckern und schlecht machen, von Menschen, die ansonsten nix zu sagen und mitzuteilen haben.
Meine Botschaft: Einfach weiter nix sagen, bitte. Das hilft den Menschen, die etwas zu sagen haben.
Die Pro/Contra Diskussion zerreißt das Vorhaben
Mit den Pflegekammern ist es nicht anders. Pro und Contra wogen auf und ab. Wie vieles wird auch diese Idee zerredet.
Fakt ist doch:
1. Es gibt verschiedene Verbände (bpa, vdab, lfk etc.) Alle zusammen repräsentieren nicht alle Pflegemitarbeiter. Sie sind sich nicht einig und treten auch nicht gegenüber Politik gemeinsam auf.
2. Es gibt Trägerverbände (Caritas, Diakonie etc.). Auch diese sind sich nicht einig. Sind stark fragmentiert und somit nicht als Gewicht für die Mitarbeiter zu sehen.
3. Es gibt Gewerkschaften. Die wenigsten Mitarbeiter in der Pflege sind darin organisiert. Somit auch hier, der dritte mehr oder weniger zahnlose Tiger.
Alternativlosigkeit als Lebensprinzip
Mir ganz persönlich fehlen Alternativen. Was machen wir den anstatt dessen? Wie geht es ohne die Kammern weiter? Wer schafft den ein ernstzunehmendes einheitliches Gegengewicht zur alles bestimmenden Politik? Denn Politik sollte nur an der Stelle eingreifen und regeln, wo die betreffenden Menschen dies nicht selbst aktiv tun (Subsidiaritätsprinzip). Darauf waren wir einmal stolz. Heute leben wir in einer Vollkaskomentalität und erwarten, dass andere unsere Probleme lösen. Und siehe da, da haben wir den Salat. Wer nicht bestimmt, wird bestimmt. Das Ergebnis ist, es bestimmen Menschen, die von Pflege so viel Ahnung haben, wie jeder andere Laie. Ich weiß nicht wie Euch das so damit geht, ich empfinde das als befremdend!
Interview mit Anton Münster
Und um da etwas Licht in das Dunkel zu bekommen, habe ich mich mit jemanden verabredet, der es kennen sollte, das pro und contra.
Anton Münster, Leiter des Forum Gesundheit in Lünen und Mediator und Moderator des Kammerdialoges NRW. Ihr könnt Euch unser Gespräch als podcast oder Video ansehen.
Fazit:
Nein Pflegekammern müssen kein zahnloser Tiger sein. Sie können durchaus eine reale Chance auf eine einheitliche, der Politik gegenüber mächtige, Pflegemitarbeitervertretung sein.
Ja Pflegekammern können ein zahnloser Tiger sein, wenn die Akteure so weiter machen, wie sie mancherorts begonnen haben (siehe Schleswig Holstein etc.). So wird nur ein weiteres Bürokratiemonster erschaffen, welches Geld kostet, Kontrolle ausüben möchte (leider an der falschen Stelle) und keine gesellschaftlich-politische Strahlwirkung besitzt.
Frage:
Wie bekommen wir den Anfangsfehler, keine einheitliche Gründungsphase in allen Bundesländern, wieder ausgebügelt? Auch bei der Gründung wurde ein kapitaler Fehler gemacht, nicht alle Bundesländer haben es gleichzeitig gemacht!