Ergebnissorientierung – Nicht an Worten werden wir gemessen-
Intelligenz lässt sich nicht am Weg, sondern am Ergebnis feststellen.
Garri Kasparov
„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Dieses alte Sprichwort trifft den Kern eines Wertes, der in unserer Gesellschaft erstaunlich selten offen benannt wird: Ergebnisorientierung. Kaum jemand schreibt sich diesen Wert groß auf die Fahnen, dabei entscheidet er darüber, ob Politik glaubwürdig bleibt, Unternehmen überleben, Beziehungen tragfähig sind und ob wir als Gesellschaft wirklich vorankommen.
Denn Hand aufs Herz: Worte, Absichten, Verordnungen und Versprechen sind leicht gesagt. Aber sie bleiben leere Hüllen, wenn daraus nichts sichtbares, greifbares, spürbares entsteht. Ergebnisorientierung bedeutet: Nicht das Reden zählt, sondern das, was am Ende wirklich herauskommt.
Für mich bedeutet Ergebnissorientierung ganz konkret, die Fähigkeit zu besitzen, aus Gedanken, Visionen, Zielen durch „getane“ Transformation Fakten(Ergebnisse) zu schaffen. Ergebnisse sind daher überwiegend messbare Fakten. Die alten Römer (…und mein geschätzter Geschäftspartner, Siegfried Loewenguth) sagten dazu: „Dictum, factum“ (gesagt-getan).
Warum Ergebnisse zählen
Wir leben in einer Welt, die von Symbolen, Statements und Schlagzeilen überflutet ist. Politiker verkünden Programme, Manager malen Visionen an die Wand, Influencer schwärmen von Selbstoptimierung. Doch was davon bleibt? Was verändert tatsächlich unseren Alltag, unser Zusammenleben, unsere Lebensqualität?
Die ungeheure Geschwindigkeit unserer Zeit hat aus Informationen keine Ergebnisse gemacht. Lediglich Unverbindlichkeiten, diese jedoch am Fließband.
Menschen sehnen sich nach Verlässlichkeit. Sie erwarten, dass Worte in Handlungen münden und Handlungen zu Ergebnissen führen. Ergebnisorientierung ist deshalb nicht nur eine nüchterne Management-Kategorie, sondern ein zutiefst menschlicher Wert. Wir wollen spüren, dass das, was gesagt und versprochen wurde, tatsächlich Wirkung entfaltet und zwar von dem einzelen Individuum bis zur ganzen Gesellschaft.
Politik ohne Ergebnisse – ein leeres Theater
Schauen wir in die Politik: Kaum ein Feld zeigt deutlicher, wie groß die Kluft zwischen Worten und Ergebnissen sein kann. Wahlprogramme sind voll von hehren Zielen, aber was davon landet wirklich im Leben der Menschen, als echtes Ergebnis?
Ein Beispiel: Wenn die Politik verspricht, die Pflege zu stärken, dann erwarten Pflegekräfte und Angehörige nicht nur warme Worte, sondern konkrete Entlastungen, mehr Personal, weniger Richtlinien, bessere Bezahlung, weniger Bürokratie. Wird dieses Ergebnis nicht sichtbar, dann bleibt Frust. Vertrauen schwindet. Zur Zeit erleben wir sogenannte „Negativergebnisse“. Pflegegrad 1 soll wieder abgeschafft werden. Das heißt, es wird gespart durch wegnehmen. Wobei wir streng genommen nicht von sparen reden, sondern von reiner Kostenreduktion. Sparen würde bedeuten, dass aus einem ausgeglichenen Haushalt, ohne Schulden, noch etwas übrig bleibt, was dann gespart werden kann. Negativergebnisse sind Ergebnisse, wo es nicht besser wird, sondern schlechter. In diesem Fall sogar ohne Not. Denn das Geld ist da, nur wo anders und dort (wo anders) traut sich die Politik es nicht einzusparen.
Das bedeutet nicht, dass Politik keine Visionen haben darf. Im Gegenteil: Visionen sind wichtig, um Richtung zu geben. Aber sie müssen von der Realität eingeholt werden. Ergebnisorientierung bedeutet: Versprechen werden daran gemessen, ob sie in der Lebenswirklichkeit der Menschen ankommen.
Gute Politik hätten wir dann, wenn die Visionen, Idee und Verträge (z.B. Koalitionsvertrag) auch wirklich in der gelebten Realität des Volkes spürbar und erlebbar ankommen würden. Guten Politik hätten wir auch dann, wenn sich eben diese Visionen, Ideen und Verträge mit den Bedürfnissen und Anforderungen des Volkes decken würden.
Unternehmen – Leistung statt Phrasen
Auch in Unternehmen ist Ergebnisorientierung ein entscheidender Prüfstein. Visionen, Leitbilder und Hochglanzbroschüren haben ihren Platz. Aber Mitarbeiter, Kunden und Partner spüren schnell, ob diese Worte mit Leben gefüllt sind.
Hier tangieren sich Ergebnis und Wert. Im Lean Management ist es sehr klar und einfach beschrieben:
„Wert ist nur das, wofür der Kunde bereit ist zu zahlen.“
Wir können das Wort Wert auch gern durch Ergebnis austauschen. Ergebnis ist das, wofür der Kunde bereit ist zu bezahlen. Das Ergebis ist das Auto, welches er auch bestellt hat. Für gute Worte, eben das Hochglanzmagazin und immer wieder blumige Beschreibungen zahlt der Kunde keine z.B. 50.000€. Er zahlt sie für den Toyota, mit dem er vom Hof fahren kann. Nicht mehr und nicht weniger.
Ein Unternehmen, das von „Kundenzufriedenheit“ spricht, wird daran gemessen, ob der Kunde am Ende tatsächlich zufrieden nach Hause geht. Wer „Mitarbeiterorientierung“ predigt, muss zeigen, dass er seine Leute nicht nur als Ressource betrachtet, sondern als Menschen, die wachsen dürfen.
Ergebnisorientierung ist in der Wirtschaft letztlich auch eine Frage der Existenz: Ohne konkrete Resultate, Produkte, die funktionieren, Dienstleistungen, die Probleme lösen, Zahlen, die stimmen, verschwindet ein Unternehmen früher oder später vom Markt.
Beziehungen – Ergebnisse, die man fühlen kann
Vielleicht wirkt es ungewohnt, Ergebnisorientierung auch auf Beziehungen zu übertragen. Aber denken wir darüber nach: Was macht eine Partnerschaft, eine Freundschaft oder eine Familie stark? Doch genau das, was am Ende wirklich gelebt wird.
„Ich liebe dich“ sind drei große Worte. Aber sie haben kein Gewicht, wenn sie nicht durch Taten gestützt werden. Respekt, Vertrauen, Unterstützung, das sind Ergebnisse, die man spüren kann. Ergebnisorientierung in Beziehungen bedeutet nicht, dass man Gefühle in Kennzahlen presst, sondern dass Worte erlebbar werden.
Ein Versprechen, füreinander da zu sein, ist nur so viel wert wie die Hand, die im entscheidenden Moment tatsächlich gereicht bzw. ergriffen wird.
Am Anfang einer Beziehung kommen noch Ergebnisse. Nach einigen Jahren folgen dann nicht selten Worte oder keine Worte mehr, Taten bzw. Ergebnisse verschwinden nach und nach. Das führt dann zu den vielen Scheidungen und Trennungen.
Ergebnisorientierung als Kulturfrage
Ergebnisorientierung ist mehr als ein individuelles Verhalten, sie ist eine Frage der Kultur. Eine Gesellschaft, die sich zu sehr im Reden verliert, im Erklären, Rechtfertigen und Relativieren, läuft Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verspielen.
Kultur der Ergebnisorientierung heißt: Wir lernen wieder, uns an den Resultaten zu messen, nicht an den Absichten. Das erfordert Mut. Denn es ist einfacher, über Ziele zu sprechen, als sie tatsächlich zu erreichen. Aber nur so entsteht Vertrauen: im Team, in der Politik, in Familien, in der Wirtschaft.
Stolperfallen – und wie wir sie vermeiden
Natürlich birgt Ergebnisorientierung auch Risiken. Wer sie missversteht, kann in blinden Aktionismus verfallen: Hauptsache, schnell ein Ergebnis präsentieren. Doch das führt oft zu Scheinlösungen. Ergebnisorientierung ist nicht Effekthascherei. Sie fragt nicht: „Was sieht gut aus?“, sondern: „Was verbessert nachhaltig?“ Wir reden an dieser Stelle auch von „Sand in die Augen steuen“.
Ein weiterer Stolperstein ist die reine Fixierung auf Zahlen. Klar, messbare Ziele sind wichtig. Aber nicht jedes Ergebnis lässt sich in Excel-Spalten abbilden. Vertrauen, Lebensqualität, kultureller Wandel, das sind Ergebnisse, die sich oft erst mittel- oder langfristig zeigen. Ergebnisorientierung heißt also auch: Geduld haben und Wirkung über Zeit betrachten. Echte Ergebnisse beginnen überwiegend mit einer Investition. Erst investieren, dann Ergebnisse bekommen. Ganz einfach.
Vom Wert zur Haltung
Warum ist Ergebnisorientierung für mich ein Wert? Weil sie Haltung (wertebasierte Grundeinstellung) verlangt. Sie fordert, dass wir uns nicht hinter Floskeln verstecken. Sie zwingt uns, Verantwortung zu übernehmen, für das, was am Ende steht. Ja das ist der schwierigere Weg, für mich jedoch der einzig gangbare.
Ein Politiker, der sagt: „Wir haben unser Bestes gegeben“, wird trotzdem an den Resultaten gemessen. Ein Unternehmer, der von „schweren Zeiten“ spricht, wird trotzdem daran gemessen, ob er Lösungen findet. Und ein Mensch, der in Beziehungen sagt: „Ich wollte doch nur …“, wird daran gemessen, was tatsächlich beim anderen angekommen ist.
Ergebnisorientierung schützt uns vor Selbsttäuschung. Sie bringt uns zurück zum Wesentlichen: Das, was zählt, ist nicht, was wir sagen. sondern was bleibt.
Fazit – Ein Wert, der Vertrauen schafft
Ergebnisorientierung mag ein nüchterner Begriff sein, aber er trägt eine enorme Kraft in sich. Sie macht aus Versprechen Wirklichkeit. Sie verbindet Visionen mit greifbarem Fortschritt. Sie ist das Band zwischen Worten und Vertrauen.
In einer Zeit, in der wir uns oft in Ankündigungen, Likes und Schlagzeilen verlieren, kann Ergebnisorientierung ein Kompass sein. Ein Wert, der uns zurückführt zu dem, was wirklich zählt: Ergebnisse, die Menschen spüren, sehen und erleben können.
Wenn dann im weiteren Verlauf zu den Ergebnisse noch die Reflexion kommt, dann wird es richtig gut und nachhaltig. Immer wieder die Menschen fragen, die es betrifft ob es gut ist, dann kann man nicht zu lange in die falsche Richtung gehen.
Denn am Ende gilt: Nicht an Worten werden wir gemessen. Sondern an dem, was wir daraus machen.
„Erfolg hat 3 Buchstaben: Tun“
Johann Wolfgang von Goethe.
Schlusswort: Mit diesem Blogbeitrag endet die 10. Teilige Serie zu Werten. Am Ende sind wir noch lange nicht aber bevor es langweilig wird, ist es an der Zeit sich mit anderen ebenso wichtigen Themen zu beschäftigen. Wenn Sie Fragen zu Werten und anderen Themen haben, dann schreiben Sie mir eine E-Mail:
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