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Werte -Das Rückgrat unserer Gesellschaft 6. Teil

Respekt – Die Würde des Menschen ist unantastbar

Respekt – Mehr als nur ein höfliches „Bitte“ und „Danke“

Respekt. Ein Wort, das in jeder Talkshow, in jeder Debatte und in jeder Familienkonferenz schnell fällt und doch oft leer klingt. Kaum ein Wert ist so universell eingefordert, aber so unterschiedlich verstanden. Respekt ist mehr als bloße Höflichkeit oder das berühmte „Tür aufhalten“. Es ist eine innere Haltung, die unser Zusammenleben trägt oder scheitern lässt.

In den letzten Jahren wurde uns allen aktiv vorgelebt, was es bedeutet, von Respekt zu sprechen und respektlos zu handeln. Der Altkanzler hat das wieder und wieder bewiesen. Aber auch neuere Handlungen lassen darauf schließen, dass Respekt bzw. Respektlosigkeit gegenüber den Menschen die vorherschende Geisteshaltung zu sein scheint.

Respekt ist keine Einbahnstraße

Wir verwechseln Respekt oft mit Angst oder Unterwerfung. Wer Autorität hat, will „Respekt“. Aber echter Respekt lässt sich nicht erzwingen. Der Philosoph Immanuel Kant hat es auf den Punkt gebracht:

„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“
(Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785)

Respekt heißt also: Ich erkenne den anderen in seiner Würde an. Nicht, weil er mächtig ist, sondern weil er Mensch ist. Kant macht klar: Der Wert des Menschen ist unantastbar er hängt nicht von Leistung, Alter oder Status ab. Sie merken, an dieser Stelle sind wir als Gesellschaft gerade deutlich vom Kurs abgekommen.

Merke: Respekt ist kein Ergebnis, Respekt ist die notwendige Zutat für erfolgreiches Leben. Ganz gleich ob in Unternehmen, Familien oder unserer Gesellschaft. Ich betone, gemeinsam richtig verstandener Respekt, der auch konsequent gelebt und verteidigt wird.

Respekt als philosophischer Grundstein

Der Begriff „Respekt“ kommt vom lateinischen respicere „zurückschauen, hinschauen“. Respekt bedeutet also wörtlich: Ich nehme mir die Zeit, genau hinzusehen. Das erfordert Präsenz.

Meine Sichtweise auf Präsenz!

Schon Konfuzius wusste:

„Respektiere dich selbst, und andere werden dich respektieren.“
(Analekten, Buch XII, 17)

Damit wird eine doppelte Dimension sichtbar: Respekt beginnt bei mir. Wer sich selbst nicht achtet, wer die eigenen Grenzen ständig übertritt oder verleugnet, kann anderen keinen echten Respekt entgegenbringen. Diese Erkenntnis gilt für jeden von uns. Für Führungskräfte gleich welcher Art jedoch besonders. Nehmen Sie sich die Zeit und hören Sie in sich hinein. Behandle ich mich mit Respekt? Behandle ich meinen Körper so, dass es ihm wirklich gut geht? Behandle ich meine Psyche so, dass es ihr wirklich gut geht? Jeder sollte diese Fragen für sich beantworten und zusätzlich jemanden fragen, der Sie sehr gut kennt und ehrlich antwortet.

Respekt und Macht

Respekt ist eng mit Machtfragen verknüpft. Der Soziologe Pierre Bourdieu spricht vom „symbolischen Kapital“: Respekt wird auch als Ressource verteilt. Wer dazugehört, erhält ihn, wer außen vor ist, wird übersehen. In der Arbeitswelt zeigt sich das in subtilen Gesten wird jemand ausreden gelassen, werden seine Ideen ernst genommen, oder wird er übergangen?

Hier liegt die Chance: Respekt kann Mauern niederreißen. Er ist der erste Schritt zu echter Augenhöhe – und Augenhöhe ist das Fundament von Vertrauen.

Respekt ist nicht Gleichgültigkeit

Respekt heißt nicht, dass ich alles gutheiße. Ich kann die Meinung des anderen für falsch halten und trotzdem respektvoll bleiben. Der Psychoanalytiker Erich Fromm unterscheidet zwischen Respekt und bloßem Tolerieren:

„Respekt bedeutet, jemanden so zu sehen, wie er ist, ihn ernst zu nehmen und ihn wachsen zu lassen.“
(Fromm, Die Kunst des Liebens, 1956)

Das ist ein aktives Tun. Respekt ist keine Floskel, sondern eine Haltung, die Energie kostet. Es bedeutet, die Perspektive des anderen wirklich wahrzunehmen, ohne dabei meine eigene aufzugeben. Auch hier muss ich wieder auf die heutige Zeit eingehen. Was wir heute in der Politik sehen, ist weder ein Vorbild für Respekt, noch eine wirkliche Wiederspriegelung des Querschnittes des Volkes. Es ist leider ein Selbstzweck geworden in der diese Werte an keiner Stelle mehr als Vorbild gelebt und transportiert werden. So kann es schwer fallen an der einen oder anderen Stelle es den jungen Menschen zu erklären und es richtig für sie einzuordnen. Denn nachmachen ist hier, aus meiner Sicht, der falsche Impuls!

Respekt als gelebter Wert im Alltag

Respekt ist konkret. Er zeigt sich in Sprache, im Zuhören, im Grüßen im Fahrstuhl auch wenn ich nicht mit der Meinung des anderem im Fahrstuhl übereinstimme und letztlich im Umgang mit Zeit. Wer im Meeting ständig aufs Handy schaut, sendet: „Du bist es mir nicht wert, meine Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Kleine Gesten sind große Botschafter.

Zuhören statt Warten: Wenn ich nicht nur warte, bis ich wieder reden darf, sondern wirklich verstehe, entsteht Respekt.

Grenzen achten: „Nein“ heißt „Nein“. Respekt heißt, dieses Nein nicht zu diskutieren.

Fehlerfreundlichkeit: Wer Respekt lebt, lässt andere lernen, ohne sie bloßzustellen.

Respekt in einer Zeit der Spaltung

In Zeiten von Social Media und Dauerpolarisierung wird Respekt zum Stresstest. Algorithmen belohnen Lautstärke, nicht Zuhören. Doch gerade deshalb ist Respekt der Wert, den wir jetzt am dringendsten brauchen. Hannah Arendt hat gewarnt:

„Wo alles gesagt werden darf, ohne Rücksicht auf das, was ist, verliert am Ende das Wort seinen Sinn.“
(Arendt, Wahrheit und Lüge in der Politik, 1967)

Respekt schützt die Wahrheit. Er bedeutet, dem anderen zuzuhören, auch wenn es unbequem ist und gleichzeitig nicht jede Grenze zu relativieren. Aus Respekt nehme ich mir auch die Zeit, mich intensiv mit Werten auseinander zu setzen und Ihnen als Leser zuzumuten, hier etwas mehr Text lesen zu müssen. Sie sind es mir Wert!

Respekt und die Zukunft

Respekt ist ein Wert, der mit dem Generationswechsel neu verhandelt wird. Generation Z fordert Respekt nicht aus Hierarchie, sondern aus Authentizität. Wer Respekt will, muss ihn vorleben. Das gilt für Führungskräfte, Eltern, Politiker. Das gilt jedoch auch genauso für die Generation Z, für all die jungen Menschen.

Oder um es mit dem Dalai Lama zu sagen:

„Respekt bedeutet, Mitgefühl für andere zu haben und sie nicht nur als Instrument für die eigenen Zwecke zu sehen.“
(Dalai Lama, Rede in Dharamsala, 1999)

Fazit: Respekt als Schlüsselwert

Respekt ist kein Luxus. Er ist das Schmieröl jeder Gesellschaft. Ohne Respekt wird Demokratie zur Dauer­schlägerei, Unternehmen zur Burnout-Fabrik, Familie zum Kampfschauplatz.

Respekt ist Haltung + Handlung:

Haltung, weil ich die Würde des anderen anerkenne.

Handlung, weil ich es in meinem Verhalten sichtbar mache.

Respekt beginnt mit dem Hinschauen. Er wächst mit dem Zuhören. Und er trägt, wenn wir Unterschiede aushalten, ohne die Würde des anderen zu verletzen.

Oder, um es mit Goethe abzurunden:

„Respekt vor anderen ist die Grundlage des Respekts vor uns selbst.“
(Goethe, Maximen und Reflexionen, 1833)

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