Verantwortung – Die Mutter aller Werte!
Pflegeunternehmen stecken vielerorts in der Klemme. Fachkräftemangel, steigende Kosten, stagnierende Vergütungssätze, veraltete Immobilien, bürokratische Monster und eine Gesellschaft im Dauer-Diskurs zwischen (Un-)Fähigkeit, Anspruch und Realität. Und mittendrin: eine neue Generation, die vieles anders sieht und auch anders lebt. Die Generation Z steht auf der Matte und klopft an die Türen einer Branche, die sich längst hätte neu erfinden müssen. Es ist Zeit für eine ehrliche Sanierung nicht nur der Finanzen, sondern der gesamten Lebens- und Führungskultur.
Werte – mehr als nur Wandtattoos in der Teeküche
Werte sind das Rückgrat einer Organisation. Oder sollten es zumindest sein. Viele Pflegeeinrichtungen haben Leitbilder, die sich lesen wie die Speisekarte eines Reformhauses: Wertschätzung, Respekt, Vertrauen, Verantwortung. Klingt toll. Nur: Wie oft werden diese Werte wirklich gelebt?
In der Praxis herrscht oft der Überlebensmodus. Schichtpläne wie Tetris, Führung auf Zuruf, Burnout als Standarddiagnose. Wer da noch mit einem freundlichen „Wir sind wie eine Familie“-Satz um die Ecke kommt, muss sich nicht wundern, wenn die jüngeren Pflegekräfte innerlich auschecken. Wer bitte hat da noch wirklich Lust, Verantwortung übernehmen zu wollen? Familie ist oft die Beschönigung einer eigentlichen Leidensgemeinschaft, die auf Urinstinkte des Menschen baut, das für einander einstehen in schwierigen Situationen. Nur, diese schwierigen Situationen sind immer, dauernd und ständig.
Verantwortung – kein Jobtitel, sondern Haltung
Grundlage jeder Verantwortung ist für Grundl die Selbstverantwortung. Jeder Mensch soll bewusst Verantwortung für sein eigenes Denken und Handeln übernehmen – als Voraussetzung für Freiheit und Wachstum. Boris Grundl
„Verantwortung übernehmen“ heißt nicht: alles alleine tragen. Es heißt: rechnen, reden, entscheiden und auch mal Nein sagen. Verantwortung heißt auch, die eigenen Grenzen zu kennen und die Strukturen so zu verändern, dass nicht jede Kollegin im Spätdienst in Tränen ausbricht.
Verantwortung heißt vor allem ein Klima zu schaffen, in dem Ihre Mitarbeiter Lust auf Verantwortung bekommen. Ja Sie hören richtig, Lust auf Verantwortung. Nur wenn ich Bog habe auf Prozesse, Menschen und Unternehmen, Veranwortung zu übernehmen, kann das Ganze auch funktionieren und zwar nachhaltig.
Verantwortung und Egoismus schließen sich ein Stück weit aus. Verantwortung und Unwissen schließen sich aus. Verantwortung und taktieren zum eigenen Vorteil, schließen sich aus.
Nicht wenige Insolvenzen könnten vermieden werden, wenn frühzeitig die richtigen Schritte eingeleitet worden wären. Oft, nicht immer, steht dieser Verantwortung der Egoismus der Akteure im Wege.
Die neue Führungsrolle in der Pflege heißt nicht „Chef spielt Feuerwehr“, sondern: Architekt für bessere Bedingungen. Das fängt beim Zuhören an und hört bei klaren Entscheidungen nicht auf. Wer Verantwortung ernst nimmt, schafft Räume, in denen Menschen sich entfalten können. Und dazu braucht es Mut. Und Haltung. Für was steht das Wort Haltung eigentlich?
Haltung ist die bewusste oder unbewusste Einstellung eines Menschen zu sich selbst, zu anderen und zur Welt sie zeigt sich in seinem Verhalten, seinen Entscheidungen und seinem Umgang mit Verantwortung, Werten und Konflikten.
Generation Z – unbequem, digital und ziemlich wertvoll
Viele schimpfen über die Generation Z. Sie sei zu sensibel, zu schnell gekränkt, zu fordernd, zu sprunghaft. Aber vielleicht ist sie einfach nur ehrlich. Die Gen Z stellt Fragen, die vorher keiner zu stellen wagte:
- Warum soll ich hier 40 Jahre arbeiten, wenn ich nicht einmal 4 Wochen Einarbeitung bekomme?
- Wieso predigt ihr „Wertschätzung“, aber zahlt keine Zeit für Übergaben? (Obwohl Übergaben in Zukunft mit fortschreitender Digitalisierung nicht mehr notwendig sind!)
- Und wie könnt ihr von „Verantwortung“ sprechen, wenn man für jede Glühbirne einen Antrag braucht?
Diese Fragen nerven. Sie provozieren. Sie bringen Unruhe. Aber weißt du was? Sie sind genau das, was die Pflege braucht.
Denn die Gen Z will Sinn. Sie will Feedback. Sie will Entwicklung, digitale Tools, Klarheit und echte Werte. Und das ist kein Luxus, das ist Überlebensstrategie.
Bei den jungen Leuten ändern sich nicht die Werte, es verschiebt sich der Blickwinkel auf die gleichen Werte.
Sanierung bedeutet auch: Führung neu denken
Viele Pflegeunternehmen stehen wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Die klassischen Sanierungspakete greifen zu kurz: Einsparungen bei Reinigung, Hauswirtschaft, Fortbildungen, das ist keine Sanierung, das ist Abbau mit Schleife. Wer langfristig überleben will, muss Führung und Kultur sanieren, nicht nur Excel-Tabellen. Ach und dieser Weg ist eher mittel- bis langfristig zu planen.
Die neue Führung in der Pflege braucht drei Dinge:
- Transparenz: Mitarbeitende wollen wissen, warum Dinge passieren oder eben nicht. Wer erklärt, gewinnt.
- Partizipation: Führungskräfte müssen mehr ermöglichen, weniger kontrollieren. Es geht um Ko-Kreation, nicht Anweisung.
- Wertschätzung, die wehtut: Ehrliche Anerkennung bedeutet auch, unangenehme Wahrheiten auszusprechen und gemeinsam anzugehen. Das gilt in beide Richtungen. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Durch Erziehung zu vielen kleinen Prinzen und Prinzessinnen ist die Resilienz gegenüber Kritik leider extrem gesunken. Austeilen ist kein Problem aber einstecken sehr wohl. Flucht ist keine Lösung! Das muss erste gelernt werden und hat auch etwas mit Werten zu tun.
Sanierung heißt nicht Rückzug. Es heißt: neu aufstellen, neu priorisieren, neu führen. Und ja, das wird anstrengend. Aber: Es lohnt sich.
Kulturwandel oder Kapitulation – du hast die Wahl
Die größte Herausforderung in Pflegeunternehmen ist nicht der demografische Wandel. Nicht die Politik. Nicht die Finanzen. Es ist die innere Haltung. Viele Träger und Geschäftsführungen haben noch nicht verstanden, dass Führung heute keine Einbahnstraße mehr ist.
Wer Menschen gewinnen will, muss Menschen verstehen.
Die Gen Z ist nicht kaputt, sie ist konsequent. Sie verweigert sich einem System, das krank macht. Und das ist kein Zeichen von Schwäche sondern von Intelligenz. Also: Hör hin. Frag nach. Sei ehrlich. Sag, wenn du nicht weiterweißt. Und sei bereit, selbst dazuzulernen. Verstrehen Sie mich an dieser Stelle nicht falsch. Nicht jeder der sich dem alten System von Pflege, Arbeit, Gesellschaft wiedersetzt ist gleich intelliegent. Oft sind sie auch verwöhnt, eben nicht resilient und dumm. Das gilt es herauszufinden und in die richtige Richtung zu lenken.
Fazit: Pflege braucht neue Helden – keine alten Muster
Wir stehen an einem Wendepunkt. Zwischen Krisenmodus und Aufbruch. Zwischen Abschied und Aufbruch. Die Pflege der Zukunft wird nicht von denen geprägt, die am lautesten jammern sondern von denen, die den Mut haben, Verantwortung wirklich zu leben. Die sagen: „Ja, es ist schwer. Aber genau deshalb verändern wir jetzt was.“
Unser Gesellschaftssystem und auch das Pflegesystem sind komplexe, zu komplexe, Konstruktionen. Damit das halbwegs funktioniert, müssen alle Akteure in ihrer Rolle Verantwortung übernehmen! Schert einer aus und übernimmt diese nicht, kippt das System, dass ist das, was wir gerade life erleben!
Die Gen Z kann ein Teil der Lösung sein wenn wir sie lassen. Und sie fordert etwas ein, das wir längst hätten liefern müssen: Sinn, Klarheit, Haltung.
Sanierung ist kein Rückschritt. Es ist ein Neustart. Für alle, die nicht nur verwalten, sondern gestalten wollen. Und es beginnt bei dir. Heute.
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