Führung macht den wirklichen Unterschied.
Affiliativ Führen ist heute, der Rest war gesetern. Nicht ganz so radikal aber so ähnlich könnte man es sagen.
In wirtschaftlich turbulenten Zeiten geraten selbst etablierte Unternehmen ins Straucheln (müssen Insolvenz anmelden) (aktuelles Beispiel: Agentum Gruppe, kenbi). Ob durch strategische Fehlentscheidungen, veränderte Marktbedingungen oder externe Krisen – die Gründe für drohende Insolvenzen sind vielfältig. Doch während Sanierungskonzepte oft auf finanzielle Restrukturierung und Prozessoptimierung setzen, wird ein entscheidender Erfolgsfaktor meist übersehen: der Führungsstil bzw. die Führungskultur.
Eine unterschätzte, aber hochwirksame Methode, um Unternehmen aus der Krise zu führen, ist die affiliative Führung. Dieser Stil stellt nicht Prozesse oder Kontrolle in den Vordergrund, sondern Beziehungen, Vertrauen und emotionale Intelligenz. In diesem Beitrag zeigen wir, warum gerade in der Krise dieser Führungsstil so mächtig ist – und wie Sie ihn gezielt einsetzen, um Ihr Unternehmen zu retten.
Zugegeben, Vertrauen braucht etwas Zeit, ist dafür aber wirkungsvoll.
Was ist affiliative Führung?
Der affiliative Führungsstil basiert auf dem Prinzip: „Menschen zuerst.“ Der Fokus liegt auf einem harmonischen Miteinander, der Förderung von Teamgeist, und der Schaffung einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre. Führungskräfte, die affiliativ führen, bauen emotionale Bindungen auf, hören aktiv zu, vermitteln Anerkennung und fördern offene Kommunikation.
Im Gegensatz zu autoritären oder rein leistungsorientierten Stilen zielt die affiliative Führung darauf ab, ein positives Arbeitsklima zu schaffen – und genau dieses Klima kann in einer Krise zum entscheidenden Wendepunkt werden. Ach und ohne dabei die Situation und die richtige Reaktion darauf aus den Augen zu verlieren.
Warum ist affiliative Führung in der Krise so wirkungsvoll?
1. Vertrauen schafft Stabilität:
In Zeiten der Unsicherheit sehnen sich Mitarbeiter nach Orientierung und Sicherheit. Affiliative Führung vermittelt genau das, indem sie Vertrauen aufbaut und emotionale Sicherheit gibt. Eine Belegschaft, die sich gesehen und gehört fühlt, bleibt loyal – auch wenn harte Einschnitte nötig sind.
2. Motivation durch Sinn (Purpose) und Zugehörigkeit:
Krisen lähmen – vor allem, wenn das „Warum“ verloren geht. Affiliative Führung stärkt den Sinn, weil Mitarbeiter erleben, dass ihr Beitrag wertgeschätzt wird. Wer sich verbunden fühlt, engagiert sich mehr – selbst unter schwierigen Bedingungen.
3. Emotionale Intelligenz als Rettungsanker:
In der affiliativen Führung ist Empathie zentral. Das heißt: Führungskräfte erkennen emotionale Spannungen frühzeitig und handeln deeskalierend. Das verhindert innere Kündigungen, stille Rebellion oder toxische Dynamiken – alles Faktoren, die ein angeschlagenes Unternehmen endgültig in den Abgrund reißen können.
4. Innovationskraft durch psychologische Sicherheit:
Krisen verlangen kreative Lösungen. Doch Innovation entsteht nur, wenn Menschen sich trauen, neue Ideen zu äußern – auch auf die Gefahr hin, zu scheitern. Affiliative Führung schafft ein Umfeld, in dem genau das möglich ist.
Stichwort: Fehlerkultur
Praxisbeispiel: Von der Insolvenz zum Kulturwandel
Ein mittelständisches Produktionsunternehmen mit 200 Mitarbeitenden stand kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Über Jahre hinweg hatten autoritäre Führungsstrukturen Misstrauen, Fluktuation und interne Konflikte erzeugt. In einem letzten Versuch übernahm ein neuer Geschäftsführer, der radikal auf affiliative Führung setzte:
- Es wurden regelmäßige Feedbackrunden eingeführt – ohne Angst vor Repressalien.
- Führungskräfte erhielten Coaching in emotionaler Intelligenz.
- Teams wurden ermutigt, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen.
- Lob und Anerkennung wurden zur gelebten Praxis.
Das Ergebnis: Innerhalb von 12 Monaten stieg die Produktivität um 27 %, die Fehlzeiten sanken um die Hälfte, und die Mitarbeiterbindung erreichte einen historischen Höchststand. Das Unternehmen ist heute nicht nur saniert, sondern wächst wieder.
So setzen Sie affiliative Führung konkret um
1. Zuhören statt urteilen:
Nehmen Sie sich aktiv Zeit für Ihre Mitarbeiter. Fragen Sie nach, hören Sie zu – ohne gleich Lösungen zu präsentieren. Oft liegt in der Aufmerksamkeit selbst schon der Schlüssel zur Lösung.
Grundsatz: Probleme werde da gelöst, wo sie entstanden sind.
2. Feedback positiv nutzen:
Lob motiviert – aber auch konstruktive Kritik kann wertschätzend vermittelt werden. Vermitteln Sie, dass jeder Fehler auch eine Lernchance ist.
3. Emotionen ernst nehmen:
Affiliative Führung heißt nicht, alles weichzuspülen – aber Emotionen werden als Teil der Realität akzeptiert. Zeigen Sie selbst Gefühle und fördern Sie emotionale Offenheit im Team.
4. Beziehungen pflegen:
Investieren Sie in menschliche Verbindungen – nicht nur in Meetings, sondern auch informell. Ein gemeinsames Mittagessen oder ein offenes Gespräch am Rande kann Wunder wirken.
5. Kultur statt Kontrolle:
Schaffen Sie Rituale, die den Teamgeist stärken: regelmäßige Check-ins, gemeinsame Erfolge feiern, transparente Kommunikation auf allen Ebenen.
6. Kluges Vertrauen: Im Rahmen intelligenter Strukturen brauchen Mitarbeiter den Raum zur entfaltung. Dazu mehr in einem der nächste Blogbeiträge.
7. Kluge Delegation: Dazu mehr in einem der nächsten Beiträge.
Fazit: Der Mensch ist der Schlüssel
Gerade in der Insolvenzgefahr kommt es nicht nur auf Zahlen an – sondern auf Menschen. Wenn Mitarbeitende ihre Führung als mitfühlend, verbindlich und unterstützend erleben, entsteht eine Dynamik, die kein Sanierungsplan auf dem Papier erzeugen kann. Affiliative Führung ist kein Kuschelkurs, sondern eine strategische Entscheidung für Resilienz, Innovation und nachhaltigen Erfolg.
Wer sein Unternehmen wirklich retten will, sollte genau hier ansetzen. Denn aus der Krise führt nicht nur ein Weg über harte Einschnitte – sondern über echte Verbindung.
Wer sein Unternehmen retten möchte, sollte die richtigen Menschen einstellen, die genau das können.
Seien Sie gespannt, im nächsten Teil geht es um Steuerung und Controlling.